Lange galt sie als das Nonplusultra beim Anstoßen: die Sektflöte. Elegant, schmal und mit dem gewissen Etwas – so sollte das perfekte Glas für prickelnde Momente aussehen. Doch in der Weinwelt hat sich der Wind gedreht, und immer mehr Profis und Genießer wenden sich von der Flöte ab. Warum ist die Sektflöte heute fast schon ein verpöntes Relikt? Und was empfiehlt sich stattdessen für den Genuss von Pet Nat, natürlichem Schaumwein & Co.? Wir gehen der Sache auf den Grund.
Die Sektflöte: Ein Designklassiker mit Tücken
Die Sektflöte war jahrzehntelang das Sinnbild für festliche Anlässe. Ihr schmaler, hoher Kelch sorgte dafür, dass die feinen Perlen im Glas lange sichtbar blieben. Ein visuelles Highlight, keine Frage! Doch genau hier liegt das Problem: Die Form der Flöte betont zwar die Optik, lässt dem Schaumwein aber wenig Raum zur Entfaltung.
Warum die Flöte ins Hintertreffen gerät
1. Eingeschränkte Aromatik
Pet Nat, Champagner, Franciacorta oder hochwertiger Sekt zeichnen sich nicht nur durch ihre Perlage aus, sondern vor allem durch komplexe Aromen. Die schmale Öffnung der Flöte verhindert, dass diese Duftnoten zur Geltung kommen. Das Aroma „staut“ sich regelrecht im Glas.
2. Keine optimale Belüftung
Natürlicher Schaumwein wie Petillant Naturel lebt von einer gewissen Wildheit und Vielschichtigkeit. Damit diese erlebbar wird, braucht es ein Glas, das ausreichend Luftkontakt bietet. Die Flöte ist dafür zu eng.
3. Sensorische Nachteile
Auch das Trinkerlebnis selbst leidet: Ein zu schmales Glas führt dazu, dass der Schaumwein vor allem die Zungenspitze erreicht – dort, wo Süße am stärksten wahrgenommen wird. Ein breiteres Glas verteilt den Wein gleichmäßiger im Mund und sorgt für ein runderes Geschmackserlebnis.
Die bessere Alternative: Weißweinglas & Co.
Immer mehr Sommeliers und Kenner empfehlen inzwischen klassische Weißweingläser für Schaumweine aller Art – auch für Pet Nat. Warum?
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Größeres Volumen: Mehr Raum für das Aroma, mehr Freude beim Riechen.
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Breitere Öffnung: Das Bouquet entfaltet sich besser.
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Vielseitigkeit: Ein gutes Weißweinglas bringt nicht nur Stillwein, sondern auch Schaumwein optimal zur Geltung.
Für besondere Anlässe sind auch speziell designte Schaumweingläser mit einem bauchigeren Körper und leicht verjüngter Öffnung beliebt. Diese verbinden das Beste aus beiden Welten: Eleganz und Aromatik.
Und was ist mit der Sektschale?
Die legendäre Sektschale – breit, flach und ein Symbol für die Goldenen Zwanziger – erlebt gelegentlich ein Revival. Doch auch hier gilt: Das Aroma verfliegt schnell, und die Kohlensäure verabschiedet sich noch schneller. Schön fürs Auge, aber nichts für feinsinnigen Genuss.
FAQ – Häufige Fragen zur Glasauswahl
Ist die Sektflöte komplett out?
Für hochwertige Schaumweine ja. Bei unkomplizierten Proseccos oder für optische Effekte darf sie natürlich weiter eingesetzt werden.
Kann ich Pet Nat aus jedem Glas trinken?
Grundsätzlich ja – Genuss kennt keine Regeln. Aber ein bauchiges Glas bringt die Vielschichtigkeit von Pet Nat besser zur Geltung.
Was ist das ideale Glas für Champagner?
Viele Sommeliers empfehlen auch hier ein tulpenförmiges Glas oder ein feines Weißweinglas, um die Aromen voll zu erfassen.
Ist die Sektschale eine gute Wahl?
Nur für den Show-Effekt. Aromatik und Perlage leiden deutlich.
Unser Fazit
Die Sektflöte hat ihren Platz in der Geschichte des Schaumweins, doch für den modernen Genuss – besonders bei komplexen Tropfen wie Pet Nat und anderen natürlichen Schaumweinen – ist sie nicht mehr die erste Wahl. Wer das volle Aroma und die spannende Struktur seines Schaumweins erleben möchte, greift besser zum Weißweinglas oder einem speziell geformten Schaumweinglas. So wird jeder Schluck zu einem echten Erlebnis – nicht nur fürs Auge, sondern auch für die Nase und den Gaumen.