Sprudelt’s im Glas, wird’s schnell feierlich. Aber nicht jeder Schaumwein ist gleich perlend vor Etikette. Während sich der Champagner gern im Smoking zeigt, kommt der Pet Nat eher mit modernem Understatement zur Gartenparty. Beide stammen sie aus dem Schaumwein-Kosmos, aber ihre Herkunft, Machart und Stimmung könnten unterschiedlicher kaum sein. Zeit, das Ganze entkorkt zu betrachten.
Gleiche Familie, unterschiedliche Charaktere
Sowohl Champagner als auch Pet Nat zählen zur großen Familie der Schaumweine. Doch der gemeinsame Nenner endet spätestens beim Herstellungsverfahren.
Die traditionelle Methode (Champagner)
Champagner wird nach der sogenannten méthode traditionnelle hergestellt. Bedeutet: Zuerst entsteht ein Grundwein, der anschließend mit einer Mischung aus Zucker und Hefe (der liqueur de tirage) ein zweites Mal in der Flasche vergärt. Danach lagert er auf der Hefe – manchmal jahrelang – bevor er durch Rütteln und Degorgieren geklärt und mit einer Dosage (Zuckerlikör) auf den finalen Geschmack eingestellt wird.
Das Ergebnis: Eleganz, Tiefe, feine Perlage, oft Brioche-Noten – ein Schaumwein mit Etikette und Etikett.
Die ursprüngliche Methode (Pet Nat)
Pet Nat, kurz für Pétillant Naturel, macht’s sich da einfacher – und natürlicher. Der Grundwein wird in der Gärung „unterbrochen“, also noch während der ersten Gärung in die Flasche gefüllt. Die Gärung endet dort, die Kohlensäure bleibt drin. Ohne Zusatzstoffe, ohne Dosage, ohne große Eingriffe.
Pet Nat aus Österreich wird dabei immer mehr zur spannenden Spielwiese: heimische Rebsorten, spontane Gärung, handwerkliche Produktion – das passt einfach. Manchmal ungeschliffen, immer lebendig. Trüb darf er sein, wild auch, aber nie langweilig.
Natur oder Kultur?
Die Entscheidung zwischen Pet Nat und Champagner ist ein bisschen wie zwischen Waldbad und Opernball. Der eine ist direkt, lebendig, manchmal wild romantisch – natürlich eben. Der andere kultiviert, kontrolliert und auf Hochglanz poliert. Beide haben ihre Berechtigung – aber die Frage ist: Was willst du trinken?
Wenn du Pet Nat trinkst, entscheidest du dich für einen Wein, der so wenig wie möglich verändert wurde. Ein Ausdruck des Moments, der Traube, der Gärung. Und ja, auch der Laune des Winzers.
Pet Nat in Österreich: Zwischen Experiment und Ausdruck
In der österreichischen Weinszene hat sich Pet Nat längst vom Trend zum festen Bestandteil gemausert. Viele junge Weingüter – und auch ein paar traditionsbewusste Querdenker – arbeiten daran, Schaumwein aus Österreich neu zu definieren. Weg von Konvention, hin zum Gefühl. Pet Nat ist nicht „weniger“, sondern einfach anders natürlich.
FAQs zu Pet Nat
Ist Pet Nat dasselbe wie Champagner, nur hipper?
Nicht ganz. Pet Nat ist weder jung noch neu – die Methode ist älter als die Champagner-Herstellung. Aber: Pet Nat wird anders gemacht, wirkt natürlicher, direkter und weniger kontrolliert. Hip? Vielleicht. Echt? Auf jeden Fall.
Warum ist Pet Nat manchmal trüb?
Weil nicht jeder Pet Nat abgerüttelt und degorgiert wird. Die Hefe bleibt drin, was den Wein lebendiger, aber auch optisch unklarer macht. Ein Feature, kein Bug.
Wie schmeckt Pet Nat im Vergleich zu Champagner?
Pet Nat ist oft fruchtiger, spritziger und spontaner. Champagner wirkt strukturierter, klassischer. Denk an Jam-Session versus Symphonieorchester.
Wie trinkt man Pet Nat?
Kalt. Am besten im Glas. Am allerbesten in guter Gesellschaft. Es empfiehlt sich, die Flasche kurz aufrecht stehen zu lassen, damit sich die Hefe absetzt – es sei denn, du willst das volle Pet-Nat-Feeling. Dann schwenk ruhig.
Fazit
Pet Nat und Champagner sind zwei Pole im gleichen Universum. Der eine folgt dem Protokoll, der andere dem Instinkt. Wer Schaumwein aus Österreich neu entdecken will, stößt beim Pet Nat trinken auf ein flirrendes Erlebnis: natürlich, lebendig und garantiert unmanipuliert.
Klar, Pet Nat ist nicht für jeden Tag – aber genau das macht ihn besonders.